Die Industrie- und Handelskammern in Deutschland sind seit etlichen Jahren ein wichtiger Bestandteil der Bildungs- und Berufswelt. Es gibt insgesamt 79 Kammern in Deutschland, die für verschiedene Regionen verantwortlich sind und dort selbstverantwortlich die Aufgaben der regionalen Wirtschaft übernehmen.

Aber was genau macht die IHK für uns?

Es ist sehr schwer zu sagen, welche Aufgaben explizit von der IHK ausgeführt werden und wieso das gut für uns sein soll. Dennoch gibt es einige Punkte, bei denen wir die Arbeit der IHK wahrnehmen:

In Deutschland fungieren die Kammern als zentrales Organ für die Berufsausbildungen und setzen unter anderem die Lerninhalte fest, oder nehmen Prüfungen ab. Sie fördern zudem die gewerbliche Wirtschaft und beraten auch bei Existenzgründungen. Man ist in Deutschland automatisch in einer Pflichtmitgliedschaft der Industrie- und Handelskammer gefangen, sobald man ein Gewerbe anmeldet. Die Unternehmensgröße ist hierbei irrelevant, denn es trifft auch die nebenberuflichen Tätigkeiten, die als Gewerbe angemeldet wurden. Der zu zahlende Beitrag bemisst sich dann anhand des Umsatzes. Unternehmen, die nicht im Handelsregister eingetragen sind, werden vom Beitrag befreit, sofern sich der jährliche Gewinn aus Gewerbeertrag und -gewinn unter 5.200 Euro beläuft.

 

Welche Aufgaben erfüllt die Kammer?

Zu den Aufgaben der IHK zählen unter anderem:

  • Förderung der gewerblichen Wirtschaft in der Region
  • Wahrnehmung der Interessen der Gewerbetreibenden aus der Region
  • Regelung der kaufmännischen und regionalen Berufsausbildung
  • Erlass von Gesellen- und Meisterprüfungsordnungen
  • Unterstützung der Behörden durch Vorschläge, Gutachten und Berichte
  • Unterstützung der regionalen Unternehmen bei der Außenwirtschaft (EU und Drittland)
  • Sicherstellung der Einhaltung der Grundsätze durch die IHK-Mitglieder
  • Beratungen bei Existenzgründung

 

Zudem sorgen die Industrie- und Handelskammern für eine solide Ausbildung. Sie nehmen fast jedes Jahr mehr als 590.000 Zwischen- und Abschlussprüfungen ab. Das soll sich auch für diejenigen rentieren, die zwar nicht selber ausbilden, aber fertig ausgebildete Arbeitskräfte einstellen wollen.

Diese Verwaltungsaufgaben führen die Kammern in Eigenregie aus, jedoch sollen sie auch immer ein Ansprechpartner bei Komplikationen sein und beispielsweise auch den Ausbildungsverlauf begutachten. So stellt sich natürlich die Frage, ob sie dies auch tatsächlich tun können, bei der Vielzahl von Auszubildenden, Fort- und Weiterbildenden, sowie den ganzen verschiedenen Branchen , in denen diese angeboten werden.

Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich sagen: Nein, das schaffen sie nicht einmal annäherungsweise!

Wie schon zuvor in einem Beitrag geschrieben, war ich leider eine längere Zeit während der Ausbildung erkrankt und dadurch ausgefallen, weshalb man mir wegen häufiger Krankheit bzw. längerer Krankheit einen Aufhebungsvertrag auf den Tisch legte. Auf Anraten des Betriebsrates, hatte ich auch aktiv das Gespräch zu meiner zuständigen IHK gesucht, um die außergewöhnliche Situation zu besprechen und eine Lösung zu finden. Mir wurde ein Ansprechpartner zugewiesen, welchen ich gerne jederzeit kontaktieren könnte, sollte ich das Bedürfnis haben.
Das “jederzeit” jedoch nur bedeuten sollte, zwischen 8 und 10 Uhr morgens an 3 Tagen in der Woche, das musste ich dann leider erst noch feststellen, denn ich habe es sage und schreibe in 2 Monaten lediglich 1 Mal geschafft, den Herren zu erreichen.
Die erhoffte Unterstützung war dann ein 3-minutiges Gespräch, während der Herr sogar bereits auf der Heimfahrt im Zug saß und ich ihn somit nur schwer verstehen konnte. Hilfreiche Tipps konnte er mir leider nicht geben, weshalb sich die Mühen nicht gelohnt haben für mich.

In anderen Fällen erwies sich die IHK leider auch nicht als sonderbar hilfreich:

Für das Abschlussprojekt der Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration bekam man in der Berufsschule zum Thema Projektmanagement und der Projektdokumentation wiederholt folgende Aussage genannt: Die Projektdokumentation dokumentiert den Projektverlauf und soll nicht ausführlich die eingesetzte Technologie erklären!
Der Prüfer der IHK gab jedoch bei der Bewertung lediglich die Note 3 mit der Begründung, dass die Dokumentation zu wenige technische Details enthalten würde. Insbesondere scheint hier leider reine Willkür zu herrschen, wie es von der IHK telefonisch, als dort eine Rückmeldung zum Ausbildungsverlauf erfolgte, bestätigt wurde.

Auch als ich mich während einer meiner früheren Anstellungen bei der Industrie- und Handelskammer darüber beschwert habe, dass es in dem Betrieb keine ausgebildete Ausbildungsleitung gab und man mich damit beauftragte, die Auszubildenden zu unterweisen, damit ich meinen Urlaub antreten konnte und somit 2 Azubis selbstständig das Sekretariat der Firma leiten sollten, bekam ich nur die Information, dass man es Auszubildenden ruhig zumuten könne, eine Abteilung im Alleingang für mehrere Monate zu führen.
Natürlich habe ich die Auszubildenden gut eingearbeitet und ihnen auch durchaus vertraut, dass sie das alltägliche Geschäft meistern können, dennoch sollte immer ein Ansprechpartner für die Azubis zur Verfügung stehen, denn man kann nicht erwarten, dass die Azubis sowohl die Berufsschule meistern, als auch eine 40-Stunden-Arbeitskraft vollständig zu ersetzen, die mehrere Jahre Berufserfahrung hat. Das fand ich sehr unverantwortlich und auch den jungen Auszubildenden gegenüber sehr unfair, hatten sie in keiner Situation einen fähigen Ansprechpartner für die Ausbildungsbelange. Es soll nicht heißen, dass ihre Ausbildung somit schlechter war, sondern lediglich, dass die sonst so erpichte Gleichberechtigung für die IHK plötzlich nicht mehr wichtig erschien, denn schließlich gab es in der Firma niemanden, der sicherstellen konnte, dass alle erforderlichen Ausbildungsinhalte auch gelehrt wurden.

Von einem Leser erfuhr ich zudem auch eine interessante Geschichte:

Dieser merkte schnell, als er sich mit anderen Auszubildenden in seiner Berufsschule unterhielt, dass er im Betrieb nicht eine einzige Aufgabe bekam, die etwas mit seiner Ausbildung zu tun hatte. So saß er als angehender Fachinformatiker nur am Telefon und habe Support-Fälle in das Ticket-System der Firma eingetragen, jedoch selber nicht einen Fall davon bearbeiten können.
Er hat sich daraufhin bei der zuständigen IHK der Region beschwert und nur die Aussage erhalten, dass es ja auch nicht schlecht sei, wenn er da eine andere Aufgabe erhält, als andere Auszubildende, denn das könne er ja später im Beruf sicherlich auch gebrauchen. Tolle Hilfe!

 

Natürlich können wir einfach Pech mit der zuständigen IHK in unserer Region gehabt haben, dennoch sollte man bei Herausforderungen zumindest das Gefühl haben, dass das jeweilige Anliegen ernst genommen wird und man, sofern eben möglich, Unterstützung erwarten kann. Schließlich zahlen kleine so wie große Unternehmen ja auch dafür ihre Pflichtbeiträge, oder?

 

Habt ihr auch schlechte oder eher gute Erfahrungen machen können mit der Industrie- und Handelskammer?
Dann schreibt es doch gerne in die Kommentare!